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REZENSION ZU Wie die Schweine VON

Kurzmeinung: Eine Zukunft, in der es keinerlei Tabus bei der Ernährung mehr gibt, ist keine lohnens- und lebenswerte Zukunft!
Der Mensch ist des Menschen Wolf!
Ein hochliterarischer Horrorroman, ohne dass das Blut hektoliterweise fließt. Das Buch ist echt erschreckend und unglaublich beklemmend.
Marcos ist der Verantwortliche für die Produktion einer Schlachterei. Ein angeblicher Virus hat sämtliches Fleisch von Tieren nicht mehr essbar gemacht. Marcos hat eine persönliche Krise. Sein Kind ist gestorben, sein Vater dement in einem Pflegeheim und von der Frau getrennt. 
Nach der Viruskrise ist man dazu übergegangen, Menschenfleisch zu essen. Das wirkt so schön der Überpopulation entgegen. Immigranten, Obdachlose, Arme verschwinden spurlos. Man geht dazu über, Menschen wie Vieh zu züchten, um sie sich vermehren zu lassen, eben als Fleischlieferant, die Muttermilch gilt wie einst die Kuhmilch als unglaublich lecker, sogar für Organspenden müssen sie herhalten und die Haut wird zu Leder verarbeitet.
Damit die Menschen mit ihrem amoralischen, unethischen Verhalten klarkommen, werden diese anderen Menschen entmenschlicht, ihnen werden die Stimmbänder entfernt, Lesen und Schreiben lernen sie natürlich nie und Denkfähigkeit wird ihnen abgesprochen. So gehen Menschen bekanntlich auch mit Schweinen und Rindern, Schafen, Ziegen, Hühnern, Puten, Pferden um. Man behauptete lange und behauptet das zum Teil immer noch, dass Tiere keinerlei Schmerzempfinden hätten ( wer einer Katze aus Versehen auf den Schwanz getreten ist, weiß, dass diese Behauptung blödsinniger Quatsch ist! ) und keine Emotionen hätten sowie nicht denken könnten. 
Das sind typische Verdrängungsmechanismen von Menschen, um besser damit umgehen zu können, Lebewesen zu töten. Jene, die psychopathische Tendenzen haben und sadistische Freude am Töten, brauchen das selbstredend nicht. Das war ja dann klar, dass Schlachter und Co. beim Töten von Menschen die gleichen Verdrängungsmechanismen anwenden würden. Diese Menschen werden "Stücke" genannt und bekommen keine Namen. Es kommt aber auch vor, vor allem auf dem Schwarzmarkt, dass auch Fleisch mit Vor- und Zunamen gegessen wird. Gefressen wäre ein passenderer Ausdruck! 
Marcos wird von seinem Gewissen geplagt. Er stellt vieles, was nicht ausgesprochen werden darf, infrage. Bis er eines Tages als Geschenk ein "Weibchen", ein "Stück" bekommt. Wie wird er jetzt handeln? Wird er sie als gleichwertigen Menschen anerkennen und selbst ein besserer Mensch werden? Oder fällt er in die allgemein herrschende Barbarei zurück?
Welch ein ( Zukunfts ? ) Szenario, das hier entworfen wird. Kein Wunder, dass so viele Personen im Buch Suizid vollziehen. Es wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, das Fleisch alter, verstorbener Menschen zu verarbeiten, obwohl eigentlich illegal. 

In solchen Gesellschaften ist kein Mensch mehr sicher. Unter Umständen kann jeder verwurstet werden. Ein Alptraumszenario wie im "Texas Kettensägenmassaker" oder wie bei kannibalischen Serienkillern. Übrigens ist es in jener argentinischen Gesellschaft verboten, das Ding beim Namen zu nennen, sprich: Kannibalismus. Schon kurios!
Agustina Bazterrica hat eine distanzierte, aber manchmal auch schmerzhaft nahe Sicht auf diese schier ungeheuerlichen Ereignisse. Es ist wie ein Bericht aus der wahrhaften Hölle auf Erden. Propaganda und andere Lügen haben die Hirne der Menschen vernebelt. Offenbar gibt es keinerlei Anstand, Moral, Empathie oder Ethik mehr. Gott scheint ferner denn je.
Erschreckend ist, dass solch ein Szenario durchaus einmal Realität werden könnte und die Autorin schafft es, den heutigen Fleischfressern gnadenlos den Spiegel vorzuhalten. Ich bin Vegetarierin. Diejenigen jedoch, die jeden Tag Fleisch fressen und das möglichst billig sein soll, sollten mal in sich gehen und überlegen: grauenvolle Tierhaltung, Antibiotika, gräßliche Tiertransporte, Tierquälerei, das Töten der Tiere und das widerwärtige Verhalten so mancher Mitarbeiter im Schlachthaus. 
Vielleicht sollten Fleischfresser mal im Schlachthaus zusehen müssen, vielleicht vergeht ihnen dann der Appetit. Fleischlos zu leben ist die beste Vorbeugung auch gegen Gicht, Herzkranzgefäßverstopfung, ergo: Herzinfarkt, Schlaganfällen, Diabetes und Adipositas, natürlich haben die letztgenannten vier Erkrankungen auch noch andere Ursachen, aber übertriebenes Fleischessen kann durchaus verstärkt dazu führen.
Denkt also daran, bevor es euch eventuell erwischt!

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